Kann denn Lust verboten sein - Der illegale Orgasmus
Die Selbstbefriedigung gehört für die meisten Menschen selbstverständlich zu ihrer Sexualität. Selbst solche, die einen festen Partner haben und auf regelmäßigen Sex nicht verzichten müssen, versagen es sich nicht, es sich hin und wieder selbst zu machen.
Bei Subs ist das anders. Viele von ihnen verzichten darauf. Dafür mag es mehrere Gründe geben:
- Sex ohne Schmerz ist nicht erregend, und Sub möchte oder kann sich diesen Schmerz nicht selbst zufügen, bzw.
- Sub gesteht allein Dom das Recht zu, ihm lustvollen Schmerz zu bereiten
- Dom hat ein Orgasmusverbot ausgesprochen, welches Sub verpflichtet, auf Selbstbefriedigung zu verzichten
- Sub verspürt einfach nicht mehr den Drang danach. Ohne das Zutun seines Doms kommt ihm nicht der Gedanke an sexuelle Lust.
Hat Sub keinerlei Verlangen nach Masturbation bzw. ist er willens, dem Verbot seines Doms Folge zu leisten und fühlt er sich wohl damit, ist für Sub - und Dom - alles in bester Ordnung. Schwierig wird es, wenn Sub nicht die Finger von sich lassen möchte.
Das Orgasmusverbot
Ist Sub nicht in der Lage, dem Verbot seines Doms zu gehorchen, bleiben ihm zwei Möglichkeiten: Er gesteht es seinem Dom oder nicht. Möglichkeit zwei hat womöglich ein schlechtes Gewissen zur Folge und die Empfindung, Dom hintergangen zu haben. Möglichkeit eins kann verdiente Strafe nach sich ziehen - oder bei Dom den Eindruck erwecken, Sub nehme ihn nicht ernst oder betröge ihn, wenn auch nur mit sich selbst.
Dom spricht das Orgasmusverbot nicht aus Spaß aus - er möchte die Kontrolle über Sub auch dann ausüben, wenn er nicht bei ihm sein kann. Und er möchte der einzige sein, der Sub Lust bereitet. Daher kann Dom einen Verstoß gegen das Verbot ähnlich auffassen wie einen Betrug mit einem anderen Menschen.
Das schlechte Gewissen
Nehmen wir an, die Selbstbefriedigung des Subs sei kein Thema zwischen Sub und Dom, so kann Sub trotzdem Gewissensbisse entwickeln, wenn er es tut. Ist Dom nicht der Mensch, der Sub Lust schenken sollte? Darf Sub sich so einfach etwas nehmen, das Dom gehört, und sei es der Zugriff auf den eigenen Körper? Sollte Dom nicht immer Zeuge der Lust seines Subs sein? Wie kann Sub sich Lust verschaffen, ohne dass sein Dom dafür verantwortlich ist?
Das schlechte Gewissen lässt sich auf ganz einfache Weise beruhigen: Man redet mit Dom darüber. "Hast du etwas dagegen, dass ich es mir selbst mache, wenn du nicht da bist?" sollte reichen. Es ist davon auszugehen, dass er nichts dagegen hat, warum auch? Es sollte ihm daran gelegen sein, dass sein Sub sich wohlfühlt.
Kopfkino
Wie im Kapitel "Kopfkino" beschrieben, haben wir manchmal Fantasien, die sich nicht so einfach in die Realität umsetzen lassen. Manches ist schlicht zu heftig, als dass man es wirklich - am eigenen Leib - erleben möchte, oder man traut sich nicht, seinem Dom diese Gedanken mitzuteilen. Aber erregend sind sie doch - und wenn man davon träumt, bleibt der Wunsch nach körperlicher Befriedigung nicht aus. Aber kann es richtig sein, von solchen Sachen zu träumen und dabei intensive Lust zu empfinden, die Dom nicht teilt - von der er nicht einmal wissen darf?
Vermutlich geht es Dom ganz ähnlich. Auch er wird sich Sachen vorstellen, die er gern mit Sub tun würde, diesem aber nicht zumuten will. Ein Gespräch darüber, inwiefern sich die Fantasien in Einklang bringen lassen und was davon realisierbar ist, wäre hilfreich.
Ist es aber so weit gekommen, dass Sub es sich lieber selbst macht als sich seine Lust bei seinem Dom zu holen, wäre es angeraten, über die Beziehung nachzudenken. Ist die Liebe eingeschlafen? Sind die Vorstellungen von SM und Sex auseinandergedriftet? Hat man keine Lust mehr aufeinander?
Während früher die Masturbation als körperlich schädlich erachtet wurde, ist man heute beim Gegenteil angelangt: Sich selbst zu lieben kann nicht verkehrt sein. Warum sollten für Sub andere Gesetze gelten?