Masochistisch oder devot - was bin ich?

  • Masochismus [nach L. von Sacher-Masoch] von R. von Krafft-Ebing eingeführte Bezeichnung für eine Störung des Geschlechtsempfindens, bei der es beim Erleiden körperlicher oder seelischer Misshandlungen durch den Partner zur geschlechtlichen Erregung kommt.
  • Devotion, Ergebenheit, Unterwürfigkeit, Gottergebenheit.

(Aus: www.wissen.de)


Da hat man also an sich Fantasien diagnostiziert, in denen man auf den Knien liegt, gefesselt ist und/oder gezüchtigt wird, und man stellt fest, dass man diese Fantasien sehr genießt. Man möchte wissen, was mit einem los ist, hat die dunkle Ahnung, dass das mit diesem "Sadomaso" zu tun haben könnte, von dem man irgendwo schon mal gehört hat, und geht ins Internet, um Onkel Google zu diesem Begriff zu befragen. Man gibt das Suchwort "SM" ein, stößt auf etliche Seiten, die nur schweinische Bilder anbieten, lernt, dass man besser das Suchwort "BDSM" verwenden sollte, und findet endlich einige mehr oder weniger hilfreiche Seiten zu diesem noch unbekannten, faszinierenden Thema. Und immer wieder stolpert man über zwei Begriffe: devot und masochistisch. Und dann fragt man sich: Was davon trifft auf mich zu?

Früher bei ZartHart gab es den hilfreichen Neigungstest, mit dem man anhand einer Punkteskala seine Neigung ausrechnen lassen konnte. Da hatte man es dann schwarz auf weiß, zu wie viel Prozent man devot, maso, dominant, sadistisch oder bondageinteressiert war. Heutzutage muss der potentielle Sub selbst herausfinden, zu welcher Neigung er tendiert.

Kannst du dir vorstellen,

  • stundenlang auf den Knien zu liegen, während dein Dom dich mit Worten demütigt und erniedrigt?
  • deinen Dom mit "mein Herr" anzusprechen und das auch so zu meinen?
  • am Halsband von ihm geführt auf allen vieren durch die Wohnung zu kriechen?
  • als Fußbank zu dienen?

Dann bist du devot.

Oder möchtest du

  • mit Peitsche, Gerte, Rohrstock geschlagen werden?
  • Klammern an Brüsten und Geschlechtsteilen angesteckt bekommen?
  • Wachs auf deinen Körper tropfen lassen?
  • Nadeln in die Haut gepiekst bekommen?

Dann bist du masochistisch.

Eher wird es eine Mixtur aus beidem sein. Vielleicht möchtest du, dass

  • dein Herr dich für deine Verfehlungen, z.B. ein Fleck auf dem Kleid, mit zehn Rohrstock-Hieben bestraft und du dich für jeden Schlag einzeln bedankst, kannst es dir aber nicht vorstellen, "grundlos" geschlagen zu werden.
  • du Schmerz zugefügt bekommst, musst aber dafür gefesselt sein, weil es dir keinen Spaß machen würde, wenn du dich nicht ein bisschen unterwirfst.

Die devoten oder masochistischen Anteile können mehr oder weniger ausgeprägt sein - jedenfalls hast du nun die Ehre, dich als Sub bezeichnen zu dürfen. Lass dir von keinem Möchtegern-Dom erzählen, dass ein "richtiger" Sub so oder so zu sein hat. Du bist Sub, wenn du Unterwerfung und/oder Schmerz möchtest, die Ausprägung spielt dabei keine Rolle. (Für den devoten Sub mag das Wort "Sklave" eher benutzt werden, für den masochistischen Sub eher die Bezeichnung "Bottom". Such dir das aus, was dir für dich am besten gefällt.) Wenn er dich unbedingt auf den Knien sehen will und auf die Anrede "Herr" besteht, du das aber ablehnst - such dir einen anderen. Wenn er deine Haut mit Striemen versehen will, du das aber nicht aushältst - such dir einen anderen. Jeder Sub findet den Dom, dessen Neigung das Gegenstück zur eigenen ist. Du musst dich nicht verbiegen, nur um ihm zu gefallen. Wenn er dich lieb hat, wird er auf Praktiken verzichten, die du ablehnst, oder du gestattest ihm, mit jemand anderem zu spielen. Du kannst nicht etwas aus dir machen, das du nicht bist - und er kann das erst recht nicht. Ein anständiger Dom wird das daher niemals versuchen.

Siehe auch Devot - Ein Denkfehler?

Kleiner Scherz am Rande:

[...] Es gibt noch einen weiteren Punkt, in dem das weibliche Geschlecht als Opfer des Geschlechtsunterschiedes erscheint. Die Karikatur der männlichen Sexualität ist der Sadismus, die der weiblichen der Masochismus; der erstere ist viel eher ich-gerecht, dem Ich annehmbar, als der letztere. Und selbst wenn dem nicht so wäre, wird er kaum so viel Angst erregen wie der letztere. Masochismus ist ein häufiger Begleiter der Weiblichkeit und die Angst vor dem Masochismus gerät dadurch oft in Konflikt mit der Annahme weiblicher Haltungen. Die Frau kann sich dann nicht hingeben, weil sie mit Schrecken die Versuchung fühlt, sich selbst vollständig aufzugeben und sozusagen ins Unendliche zu fallen.
Aufgrund all dieser Faktoren ist die teilweise oder völlige Frigidität bei Frauen viel häufiger als die Impotenz bei Männern. [...]

aus: Robert Waelder, Die Grundlagen der Psychoanalyse, 1963

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